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12.01.2021

"In ganz vielen Fällen kann man Menschen ohne Operation gut helfen - wenn man weiß, was wie zu tun ist." – Interview mit Dr. med. Björn Kliem

Mit Dr. Björn Kliem gewinnt die Sportklinik Ravensburg einen ausgewiesenen Profi auf dem Gebiet der konservativen Orthopädie und Sportmedizin. Der Facharzt für physikalische Medizin und Rehabilitation hat sich darauf spezialisiert, Patienten ohne OP wieder fit zu kriegen.

Interview mit Dr. med. Björn Kliem

Dr. med. Björn Kliem: Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation.

Herr Dr. Kliem, warum sind Sie Mediziner geworden?
"Um Menschen zu helfen! Vor meinem Medizinstudium habe ich Sport und Psychologie studiert und gemerkt, dass ich damit Leuten nicht ganz so helfen kann, wie ich möchte – deshalb kam dann noch das Medizinstudium. Es war natürlich anstrengend, diese drei Sachen parallel durchzuziehen und auch abzuschließen, aber im Endeffekt bin ich froh, dass ich es gemacht habe. Wenn, dann richtig (lacht). Promoviert habe ich dann in Unfallchirurgie und Notfallmedizin. Jetzt bin ich parallel zu meiner Tätigkeit an der Sportklinik Ravensburg noch als Chefarzt in der Klinik in Bad Wurzach in genau dem Bereich unterwegs, der mich von Anfang an gereizt hat. "

Was ist Ihr Fachgebiet?
"Ich bin Facharzt für physikalische Medizin und Rehabilitation, also etwas, das es sehr selten gibt. Ein „richtiger Konservativer“, sozusagen. Ich habe früher auch viel operiert – und ich habe das auch gerne gemacht – z.B. Achillessehnen-Operationen oder Sprunggelenk-Frakturen. Das waren vergleichsweise eher kleinere Sachen, wo man den Leuten zügig helfen konnte. Aber ich habe auch gemerkt, dass mir der konservative Ansatz einfach mehr Freude macht und dass ich damit den Menschen am besten helfen kann."

Warum macht Ihnen die konservative Arbeit die meiste Freude?
"Ganz einfach darum, weil ich fest davon überzeugt bin, dass man in ganz ganz ganz vielen Fällen auch ohne Operation den Leuten gut helfen kann. Nicht immer, logisch, dafür gibt es ja die entsprechenden Operationen – aber doch häufig und recht gut, wenn man weiß, was wie zu tun ist. Umgekehrt ist es natürlich so: Wenn etwas operiert werden muss, dann gibt es hier genau die richtigen Experten dafür. Und ich glaube, wenn ein echter ‚Konservativer‘ wie ich sagt: „Das muss man wirklich operieren“, dann hat das auch für die meisten Menschen ein ganz anderes Gewicht."

Was reizt Sie persönlich an der Arbeit in der Sportklinik Ravensburg?
"Das sagt ja der Name schon: Sportklinik. Es geht hier primär um den Bewegungsapparat und das ist einfach mein Ding. Als Sportwissenschaftler und -therapeut hat man ja auch primär mit dem Bewegungsapparat zu tun, das war immer schon mein Fokus. Also erstens motiviert mich die fachliche Ausrichtung als Sportklinik und zweitens die Tatsache, dass hier durchaus höherklassige Sportvereine sportlich betreut werden. Ich selbst habe ja auch höherklassig betreut, unter anderem beim DFB als Mannschaftsarzt der U-Nationalmannschaften und in der zweiten Fußball-Bundesliga beim SV Sandhausen. Darum finde ich es toll, dass es hier so viel davon gibt – wir haben ja auch Eishockey und American Football, also auch andere Sportarten, die ich sehr interessant finde.

Und noch ein Punkt: Ich bin einfach total begeistert, wie die Klinik hier organisiert ist. Auch die ersten Eindrücke von den Mitarbeitern sind richtig gut, so macht das von Anfang an richtig Spaß. Ich habe ja auch schon die eine oder andere Praxis gesehen, daher kenne ich den Unterschied (lacht). Das ist also definitiv ein weiterer Pluspunkt für die Sportklinik Ravensburg."

Gibt es auch Negatives an Ihrer Arbeit?
"Definitiv. Die Bürokratie. Da ist es gut, dass uns hier an der Sportklinik ein großer Teil der Bürokratie in einer sehr sinnvollen Art und Weise abgenommen wird. Das finden Sie woanders ganz selten.

Etwas anderes, was ich als negativ bewerten würde, ist die Abnahme des Vertrauens der Menschen in die Medizin. Man könnte sagen, das Vertrauen der Menschen zueinander hat insgesamt abgenommen und das macht es uns als Ärzten an manchen Stellen schwer, dieses für jede Behandlung notwendige Vertrauen medizinisch zu vermitteln."

Gibt es einen privaten Ausgleich zum stressigen Alltag in der Klinik?
"Grundsätzlich Joggen, neuerdings auch vermehrt Radfahren. Und ansonsten immer wieder mal was Neues: Fallschirmspringen, Paragliding, Segeln… Früher habe ich noch viel mehr Sport betrieben, bin Marathon gelaufen, habe hohe Berge wie den Kilimanjaro bestiegen… aber das ist weniger geworden. Es gibt zuhause auch noch eine Familie und die fordert auch ihren Platz ein – zurecht!"

Was ist die häufigste Ursache für einen Besuch bei Ihnen als Patient?
"Grundsätzlich überwiegen sicher die Patienten mit Rückenbeschwerden, aber direkt danach kommen Probleme mit den Füßen. Eigentlich ist das Feld in der konservativen Therapie ja ganz breit und das ist für mich ja auch das Schöne daran, das macht richtig Spaß. Sie können ganz vielen Menschen mit sehr unterschiedlichen Beschwerden helfen. Aber wenn ich ein Thema rauspicken müsste, wäre das sicher der Rücken. Also: Von jetzt an kann man auch verstärkt Leute mit Rückenproblemen in die Sportklinik schicken (lacht)."

Wie würden Sie Ihren Durchschnittspatienten beschreiben?
"Ich glaube, das ist bei der Breite meines Aufgabengebiets schwer einzugrenzen. Wir haben junge Patienten und ältere Patienten. Heute hatte ich einen 21-jährigen mit Bandscheibenvorfall, gleichzeitig gibt es Aktivsportler im Rentenalter die mit Gelenkproblemen zu mir kommen. Das ist ja das Schöne an der Arbeit – es wird nie eintönig!"

Was muss ein Patient tun, um Sie so richtig auf die Palme zu bringen?
"Ganz einfach: Mir nicht auf meine Fragen zu antworten. Da gibt’s echt Experten, die fragen Sie nach X und kriegen die Antwort Y. Dann fragen Sie nochmal X und kriegen die Antwort Z. Ein, zwei, sogar dreimal lasse ich mir das gefallen, vielleicht sogar noch ein viertes Mal. Aber dann merk‘ ich irgendwann, wie’s in mir hochsteigt (lacht). Geb‘ ich gleich zu. Anderer Meinung sein kann man immer, aber auf eine klare, einfache Frage darf man auch eine halbwegs vernünftige Antwort geben."

Umgekehrt: Womit kann man Ihnen als Patient eine Freude machen?
"Ich kann jetzt nicht sagen „mit Schokolade“, oder? Ich war früher Schokoholic, aber das habe ich mittlerweile im Griff (lacht). Aber um eine ernsthafte Antwort zu geben: Wenn jemand meine Ratschläge befolgt in dem Sinne, dass er über die verordnete Therapie hinaus selber Sport betreibt, selber Kräftigungsgymnastik betreibt, selber Freude an der Bewegung hat – besonders bei Nicht-Sportlern. Also Menschen, die selbst aktiv werden und somit aus einem negativen Ereignis einen positiven Schub für Ihr Leben mitnehmen."